Die Entdeckung des Orients aus der Feder des Reisenden

Um einen Ort zu beherrschen, ist es unerlässlich, ihn genau zu kennen.[1]

Martin Hartmann

In diesem Text[2] wäre es sinnvoll, zunächst eine Beschreibung der Begriffe Orientalistik und Orientalismus zu geben, bevor auf das eigentliche Thema eingegangen wird. Der Aufsatz untersucht die Beziehung zwischen Reisen und Orientalistik/Orientalismus, basierend auf zwei verschiedenen Definitionen dieser Begriffe. Dabei verwende ich die Begriffe Orientalistik und Orientalismus nicht synonym. Im Laufe der Zeit haben sie unterschiedliche konzeptionelle Bedeutungen angenommen. In diesem Zusammenhang hat er von Mode über Kunst bis hin zur Wissenschaft eine Vielzahl von Assoziationen. Insbesondere nach Edward Saids Buch „Orientalismus“ aus dem Jahr 1978 erhielt dieser Begriff eine sehr negative Konnotation. Wenn wir den Begriff in seiner ersten Bedeutung verwenden, sprechen wir von der Orientalistik. Ursprünglich war die Orientalistik eine wissenschaftlich-akademische Disziplin, die sich eingehend mit dem Orient beschäftigte. Sie untersuchte ihn in all seinen Facetten und umfasste ein breites Spektrum, von der semitischen und indoeuropäischen Philologie bis hin zur Theologie. Mit anderen Worten, die Orientalistik ist eine Disziplin, die sich auf die Erforschung der orientalischen Welt spezialisiert und sie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Im zweiten Sinne – bei dessen Entwicklung Said maßgeblich mitgewirkt hat – stellt die Orientalistik bzw. der Orientalismus eine Denkweise dar, die auf einer ontologischen und epistemologischen Trennung zwischen Orient und Okzident beruht. In seinem Werk argumentiert Said, dass der Westen das Fremde durch Institutionen, Wissenschaft, Lehren, Kolonialbeamte, Schriftsteller und Reisende entweder abgrenzt oder in eine neue Form verwandelt und so ein ‚Anderes’ schafft. Aus dieser Perspektive betont er, dass der Orient für den Westen zu einem kulturell umformbaren Raum und einer geografischen Projektion wird.[3]

Im westlichen Denken wurde der Orient als ein ferner, fremdartiger und exotischer Ort dargestellt, der sowohl verführerische als auch bedrohliche Züge trug. Gleichzeitig galt er als unentwickelt und rückständig, ein Raum, der in der Zeit eingefroren schien. Trotz dieser Sichtweise war der Orient von einer starken Faszination begleitet.[4] Diese Stereotype fanden Ausdruck in der Literatur, Kunst, im philosophischen Diskurs und in der Politik, besonders in Reiseberichten. Wie Said betonte, dienten solche Texte als zentrale Werkzeuge zur Definition, Erfassung und Neukonstruktion des Orients und spielten eine wichtige Rolle in der theoretischen Formierung des Orientalismus.[5] Eine zentrale Methode zur Erschließung der Welt jenseits der eigenen kulturellen und intellektuellen Grenzen war es, den Orient als das ‚Andere’ des Westens zu betrachten. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Orient, also die Orientalistik, stellte dabei ein zentrales Instrument dar. Der Orient wurde dabei überwiegend durch eine westliche Perspektive und mit westlichen Kategorien betrachtet. Um den Orient jedoch nicht nur theoretisch zu analysieren, sondern auch praktisch zu erforschen, spielten Reisen in die sogenannten orientalischen Länder eine zentrale Rolle.[6] Genau an dieser Stelle beginnt die enge Verbindung zwischen Reisen und Orientalistik. Das Sammeln von Informationen, die Spezialisierung auf die Kultur und Traditionen vor Ort, die Begegnung und die daraus resultierende Schaffung eines ‚Anderen’... Der Text hebt bei der Analyse dieser engen Beziehung – dieser Arbeitsgemeinschaft – zwischen Reisen und Orientalistik zwei wesentliche Punkte hervor, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.

 1) Reisen stellen einen Prozess dar, in dem Wissen über Geografie, Geschichte, Politik, Anthropologie, Soziologie, Philologie, Religion, Sekten, Geologie, Archäologie, Kunstgeschichte, Stadtgeschichte und mehr generiert wird, welches dann zu einer wesentlichen Grundlage für die Orientalistik wird. 2) Reisen sind zudem ein bedeutendes Werkzeug bei der Wahrnehmung und Neukonstruktion des Orients, da sie auch einen Prozess der Stereotypisierung beinhalten. Im weiteren Verlauf des Textes werden wir diese beiden Prozesse näher untersuchen.

Den Orient mythisieren: Eine Erzählung, die von der Fiktion zur Wirklichkeit wird

Die Reiseeindrücke, Beobachtungen, Notizen, Zeichnungen und Erzählungen, die nach einer abgeschlossenen, nicht-fiktiven Reise in verschiedenen Formen zu Texten verarbeitet wurden, zählen zu den ältesten Genres der westlichen Literatur. Der Ursprung dieses Genres reicht bis ins antike Griechenland zurück; [7] das heißt, seit der Antike haben Menschen zu bestimmten Zwecken Reisen unternommen und ihre Eindrücke, die ihren Interessen entsprachen, während ihrer Reisen aufgezeichnet. Reiseberichte waren in der Literatur von der Antike bis zum Mittelalter fast das einzige Mittel, um sozio-kulturelle Unterschiede zu beschreiben. Natürlich unterscheiden sich Reiseberichte formal und konzeptionell je nach Epoche; von einem einheitlichen Modell, einer festen Form oder einem Konzept kann nicht die Rede sein. Besonders im mittelalterlichen Europa lässt sich sagen, dass sich Fiktion und Realität in Reiseberichten oft miteinander vermischen.[8] Der Orient, das Land der Weisheit, der Poesie, der Märchen und erstaunlicher Fabelwesen, galt zugleich als Reich der Schätze, sowohl in der Produktion als auch im Konsum. Europa war erfüllt von märchenhaften Geschichten und Texten über den Orient, die teils direkt übernommen wurden. Einer der Reisenden, der solche fiktiven Berichte über die Reichtümer und Wunder des Orients schrieb, war Sir John Mandeville. Sein faszinierendes Werk The Travels of Sir John Mandeville entstand zwischen 1357 und 1371. Mandeville behauptete, dieses Werk als ‘zuverlässigen Reiseführer für Pilger ins Heilige Land’ geschrieben zu haben. Tatsächlich wird behauptet, dass der Autor dieses Werkes nicht eindeutig bekannt ist und dass es oft einen äußerst unzuverlässigen und fantastischen Erzählstil aufweist.[9] Die Reiseberichte von Marco Polo und Mandeville markieren einen Wendepunkt in der europäischen Vorstellung vom Orient. Während Marco Polo als einer der ersten Europäer die Seidenstraße bereiste und seine Erlebnisse festhielt, prägten Mandevilles erfundene Abenteuer die europäische Literatur und beeinflussten nachfolgende Entdeckergenerationen.[10] Die Vorstellung vom Orient als einem Land der Wunder fand ihren Niederschlag in zahlreichen mittelalterlichen Texten. Romane, Geographien und Reiseberichte bedienten sich dieser exotischen Rhetorik, um die Neugier der Leser zu wecken. Doch nicht nur Schriftsteller und Gelehrte, sondern auch Kaufleute, Pilger und Abenteurer machten sich auf den Weg, um den Orient mit eigenen Augen zu sehen

In der frühen Neuzeit waren Reiseberichte, die in unterschiedlichen Formen verfasst wurden, oft die einzige Möglichkeit, einen Einblick in fremde Kulturen empirisch zu gewinnen. In diesem Zusammenhang wurden Reiseberichte fast als einziges ‚Wissensmonopol’ für das tiefere Verständnis fremder Kulturen angesehen. Diese Denkweise ermöglichte in der Neuzeit Europas eine Reihe von Entdeckungsreisen. Es entstanden Reiseberichte wie zum Beispiel Wahrhaftige Historia und Beschreibung eyner Landtschaft der Wilden von Hans Staden (1525-1579), ein Bericht über das Land der ‚Wilden’ und deren wahre Geschichte und Beschreibung. Staden schrieb die ethnografische Darstellung der brasilianischen Bevölkerung mit Erzählungen von Wildheit, Primitivität und Kannibalismus und bewegte sich dabei zwischen Fiktion und Realität.[11] Viele ähnliche Werke untersuchten die Kultur und Traditionen des muslimischen Orients.

Wissen von der Straße sammeln

Das Interesse an bislang unbekannten Sprachen, Kulturen und den schwer zugänglichen, rauen Geografien verschiedener Zivilisationen nährte den Drang zu reisen. Mit diesem Eifer notierten die Reisenden während ihrer Expeditionen ihre Eindrücke über die politischen, geografischen, anthropologischen und ethnografischen Strukturen der besuchten Orte. So wurde das Wissen in den orientalischen Studien erweitert. Nach den Reisen wurden diese Notizen in verschiedene gedruckte Formate überführt und erreichten ein breites Lesepublikum. Im Gegensatz zu klassischen wissenschaftlichen Texten sind Reiseberichte subjektive Darstellungen,[12] darunter Briefe, Berichte, Bücher und Aufzeichnungen, die die Gefühle, Gedanken, Eindrücke und Erkenntnisse des Autors widerspiegeln. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, haben sie in den letzten Jahren als primäre Quellen für die Orientalistik sowie für andere Disziplinen an Bedeutung gewonnen und eine interdisziplinäre, kritische Bedeutung erhalten. In diesem Zusammenhang sollten die Orientalistik und andere sozialwissenschaftliche Disziplinen klar zwischen Reisen, die auf Wissensvermittlung abzielen, und Unternehmungen, die aus Abenteuerlust unternommen wurden, unterscheiden und diese genauer analysieren.[13] Besonders zu beachten ist, dass manche Reisende die beschriebenen Regionen nie selbst bereisten, sondern die Berichte ihrer Vorgänger als eigene Beobachtungen ausgaben – eine häufige Praxis. Daher besteht die Gefahr, dass ein für Orientalisten zentraler Reisebericht leicht zu einem fiktionalen Text wird. Es ist daher ratsam, die durch Reiseberichte vermittelten Informationen kritisch zu hinterfragen. Ein weiterer Aspekt ist, dass der ideologische Hintergrund eines Reisenden seine Perspektive und seinen Text stark prägen kann. Anders gesagt, setzt der Reisende während seiner Reise Grenzen dafür, was er wahrnimmt und festhält, entscheidet, was er aufschreiben möchte oder nicht, und spiegelt dabei oft seine persönlichen Empfindungen im Text wider. Seine Beobachtungs- und Analysefähigkeiten, seine Vertrautheit mit den Kulturen, die er besucht, seine Fähigkeit, das gesammelte Material kritisch zu hinterfragen und zu nutzen, sowie seine Sprachkenntnisse beeinflussen maßgeblich seine Wissensproduktion.[14] Der Wert der Reiseberichte in der Orientalistik, die auf Primärquellen fokussiert ist, liegt in ihrem Potenzial zur Wissensproduktion und in der Zuverlässigkeit des vor Ort gewonnenen Wissens. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde die gesellschaftliche und literarische Dimension dieser Berichte kaum berücksichtigt. Sie galten vor allem als Dokumentationen realer und abgeschlossener Reisen und weniger wegen ihrer ästhetischen, literarischen oder künstlerischen Struktur.[15] In den folgenden Epochen jedoch wurde dieses Gebiet deutlich erweitert: Reiseberichte wurden zunehmend auch in ihren literarischen und ästhetischen Aspekten untersucht, insbesondere von philologischen Disziplinen. Für einen Orientalisten ist es unverzichtbar, Wissen aus diesen Berichten zu ziehen. Im Rahmen dieses Artikels ist es jedoch besonders relevant zu hinterfragen, welche Rolle die eigenen Reisen von Orientalisten in der Wissensproduktion spielen.

Es lassen sich Hunderte von Beispielen aus Orientalisten verschiedener Nationen anführen. Zum Beispiel unternahm der deutsche Orientalist und Professor der semitischen Philologie Eduard Sachau ab 1879 eine etwa sechsmonatige Reise durch das Osmanische Reich und veröffentlichte seine Reiseberichte 1883 in Deutschland unter dem Titel Reise in Syrien und Mesopotamien. Sachau sammelte Schriften über die syrische Sprache und Dialekte und übertrug diese nach seiner Rückkehr nach Deutschland in wissenschaftliche Texte. Obwohl er Philologe war, reiste er wie ein Soziologe, Anthropologe und Archäologe und lieferte wertvolle Einblicke in das Alltagsleben, die Glaubensvorstellungen und Rituale der in der osmanischen Provinz lebenden Araber, Kurden, Türken, Nestorianer, Jakobiten und Jesiden. [16] Der deutsche Iranist Oskar Mann ist ein herausragendes Beispiel für die Reisen der Orientalisten und ihre Methoden der Wissensproduktion vor Ort. Mann unternahm in den Jahren 1901–1906 zwei umfangreiche Forschungsreisen nach Iran und in das Osmanische Reich, um iranische Sprachen und Dialekte zu erforschen. Auf Basis des Materials, das er nahezu Dorf für Dorf sammelte, erstellte er philologische Studien. Neben seinen intensiven sprachwissenschaftlichen Untersuchungen vor Ort widmete er sich auch dem Sammeln von Manuskripten.[17] Die genannten Beispiele lassen sich auf Reisende unterschiedlicher Nationalitäten und Disziplinen erweitern, die zumeist Orientalisten waren, wie Edward Granville Browne, George Percy Badger, Oswald H. Parry, Martin Hartmann, Mark Sykes, Arminius Vámbéry, Antonio Galland und Vladimir Barthold. Sowohl Orientalisten als auch Sozialwissenschaftler können Reiseberichte als Quellen für ihre Forschung nutzen. Dies stellt zwar eine Form der Beziehung zwischen Reisen und Orientalistik dar, doch ein weiterer Aspekt dieser Verbindung besteht darin, dass Orientalisten auf ihren eigenen Reisen Material für ihr Fachgebiet sammeln. Das wichtigste Merkmal, das Orientalisten von anderen Reisenden unterscheidet, ist ihre meist vorhandene Kenntnis der Sprachen und Kulturen der Orte, die sie besuchen. Bereits wurde die Rolle der Reiseberichte bei der Bereicherung des europäischen Wissens über den Orient hervorgehoben, da die Orientalistik im Wesentlichen einen Wissenstransfer[18] darstellt – die Übertragung orientalischen Wissens in den Westen. Obwohl die Reisen der Orientalisten wissenschaftliche Erkundungen waren, trugen ihre Beschreibungen des Orients, in denen sie verschiedene Ethnien, Religionen und Konfessionen als ‘das Andere’ darstellten, auch zur Schaffung bestimmter Stereotype bei.

Die Diskurs-Produktion durch Reisen

Reisen sind die Aufzeichnung einer Begegnung zwischen dem Selbst und dem Anderen sowie einer Auseinandersetzung zwischen Ähnlichkeiten und Unterschieden.[19]

Carl Thompson

Die nach einer realen Reise von einem Reisenden verfassten Texte werden als Reiseberichte bezeichnet und basieren auf den Beobachtungen, Eindrücken und Erfahrungen des Reisenden. Reiseberichte sind in der Regel in der Ich-Form geschrieben und haben eine narrative Struktur.[20] Die gemeinsame Eigenschaft verschiedener Arten von Reiseberichten ist, wie bereits erwähnt, ihre Subjektivität. Sie reflektieren die Erfahrung des Reisenden, das eigene Land zu verlassen und sich auf dem Weg in eine neue Welt zu befinden. [21] In dieser Hinsicht kann Reisen als Begegnung betrachtet werden. Die Eindrücke der Reisenden im Kontakt mit einer neuen Welt, die Gegensätze, Ähnlichkeiten und Konflikte beinhalten, werden während und unmittelbar nach der Reise in Notizen festgehalten und später in verschiedene Textarten übertragen, die entweder literarischen oder wissenschaftlichen Zwecken dienen.[22] Der Reisende begegnet den Kulturen und Gemeinschaften des bereisten Gebiets oft zum ersten Mal und gibt diese in seinen Texten auf subjektive Weise wieder, häufig geprägt von bestimmten Vorurteilen. Ein Blick auf die europäische Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts zeigt, dass orientalische Gemeinschaften häufig durch Stereotype wie Faulheit, Unsauberkeit, Gewaltbereitschaft und starkes sexuelles Verlangen charakterisiert wurden. Diese Darstellung lässt sich auf zwei wesentliche Gründe zurückführen:

  • Der Reisende tritt seine Reise oft mit einem tradierten Gedächtnis an und übernimmt dabei die Rhetorik seiner Vorgänger unreflektiert. Reiseberichte, die die Begegnung zwischen Orient und Okzident – zwei historisch, geografisch und kulturell getrennten Welten – darstellen, wirken wie eine Art Linse.[23] Ein Reisender besucht den Orient, erlebt und beschreibt ihn und schafft ihn durch seine kulturellen, ideologischen und religiösen Vorprägungen neu. Nachfolgende Reisende übernehmen dann häufig die Darstellungen ihrer Vorgänger, ohne sie kritisch zu hinterfragen, und setzen diesen Prozess der Rekonstruktion fort. Mit der Zeit entwickelt sich aus dieser Übernahme und Weitergabe eine Kontinuität, ein Traditionsprozess. Dies lässt sich treffend als ‘Traditionalisierung des orientalistischen Diskurses’ konzeptualisieren.
  • Zum anderen vergleicht der Reisende die orientalische Welt, die er als ‘anders’ als den Westen wahrnimmt, mit seiner eigenen Heimat[24] und bewertet sie nach Maßstäben, die er auf sich selbst nie anwenden würde. Mindestens psychologisch ist er zu diesem Vergleich geneigt und rechtfertigt damit oft verfestigte und abwertende kulturelle Stereotype.

Der oben beschriebene Prozess ist äußerst komplex. Wenn ein Reisender seine Notizen in ein Buch umwandelt, fließt zwangsläufig ein Teil seiner eigenen Persönlichkeit in den Text ein. Je größer der zeitliche Abstand zwischen dem Erleben und dem Niederschreiben der Reise ist, desto mehr Raum erhalten Fiktionalität und Subjektivität. Diese Verzögerung ermöglicht es dem Reisenden, Lücken mit eigenen Vorstellungen und bestimmten stereotypen Annahmen zu füllen oder neue zu erschaffen. In diesem Sinne bedeutet Reisen auch die Neuschöpfung von Eindrücken und Erfahrungen.[25] In Bezug auf die verschiedenen Bedeutungen des Orientalismus/der Orientalistik ist Reisen sowohl ein Prozess der Wissensproduktion als auch der Schaffung von Stereotypen. Einerseits bewegt sich der Reisende für eine bestimmte Zeit in einer bestimmten Region, sammelt Informationen, verarbeitet diese und bringt sie in schriftliche Form. Andererseits beschreibt er die Menschen des bereisten Landes nach seinen eigenen Werturteilen und erschafft dabei oft ein neues Bild von ihnen.

 

[1] Martin Hartmann, “Strassen durch Asien”, Der islamische Orient II-III: Beri­chte und Forschungen, Wolf Peiser Verlag, Berlin 1900, 100.

[2] Doç. Dr. Remzi Avcı Mardin Artuklu Üniversitesi Tarih Bölümü Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Dieser Aufsatz wurde unter dem Titel Oryantalist Seyyahın Kaleminde Şark’ı Keşif in der 26. Ausgabe der Zeitschrift Derin Tarih veröffentlicht und hier aus dem Türkischen übersetzt. Er erschien in der Sonderausgabe mit dem Titel Orientalismus. S. 48-53.

[3] Said, Edward (1979): Orientalism. New York, Vintage Books.

[4] Pallavi Pandit Laisram, (2006): Viewing the Islamic Orient: British Travel Writers of the Nineteenth Century. Oxon, Routledge, 1.

[5] Said, 58.

[6] Wolf Lepenies, “Europa im Nahen Osten - Der Nahe Osten in Europa: vom Forschungsprojekt, Moderne und Islam zum Jahresthema der Akademie 2007/2008”, Europa im Nahen Osten - Der Nahe Osten in Europa, Ed. Angelika Neuwirth, Günter Stock, Akademie, Berlin 2010, 20. (19-26)

[7] Peter J. Brenner (1990): Der Reisebericht in der deutschen Literatur: Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte. Tübingen: Max Niemeyer, 1.

[8] Zouheir Soukah (2016). Der Orient als kulturelle Selbsterfindung der Deutschen. (Doktorthesis). Düsseldorf: Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, 38-39.

[9] Robert Irwin (2007). Oryantalistler ve Düşmanları, çev. Bahar Tırnakçı, İstanbul: Yapı Kredi Yayınları, 55.

[10] Annemarie Schimmel (2010). Şark-Batı Yakınlaşmaları: Avrupa’nın İslam Dünyası ile Karşılaşması. İstanbul: Avesta Yayınları, 42.

[11] Soukah, 38-39.

[12] Joanne P. Sharp, (2002). “Writing travel Travelling writing: Roland Barthes detours the Orient. Environment and Planning D Society and Space”20/2, 155. (155–166)

[13] Michael Bies-Alexander Košenina (2014). “Reisen und Wissen. Einleitung”. Zeitschrift für Germanistik, 2, 7-9. (7-9)

[14] Avcı, Remzi (2020): Seyahat Notları ve Oryantalist Bilgi Üretimi: Eduard Sachau (1845–1930) Örneği. Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik.8/1, 29–47.

[15] Brenner, 1.

[16] Avcı, 29-47.

[17] Remzi Avcı. (2021). Oryantalist Oskar Mann’ın (1867–1917) Osmanlı Seyahati Mektuplarında Zazacanın Tasnifi. Nüsha. 21/52, (161-178).

[18] Avcı, 29-47.

[19] Thompson Carl, Travel Writing, Routledge, London 2011, 10.

[20] Barbara Korte (1994). “Der Reisebericht aus anglistischer Sicht: Stand, Tendenzen und Desiderate seiner literaturwissenschaftlichen Erforschung”. Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik, 364. (364 – 372)

[21] Tanja, Hupfeld (2007). Zur Wahrnehmung und Darstellung des Fremden in ausgewählten französischen Reiseberichten des 16. bis 18. Jahrhunderts. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen. 20.

[22] Sharp, 155.

[23] Said, 58.

[24] Laisram, 1.

[25] Soukah, 36.

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